600 Km Brevet Sachsen (… wir fahren nach Paris)

Was bewegt einen Menschen mehr als 600 Km am Stück auf dem Rad zu fahren?
Darüber gibt es inzwischen viel Literatur die versuchen einem nicht Langstreckenfahrer zu vermitteln warum man das macht und was es mit einem macht. Bücher dieser Art habe ich schon vielfach gelesen und habe immer diese Bücher zugeschlagen in dem Glauben ich würde verstehen worüber der Autor da geschrieben hat.
Heute weiß ich, dass ich beim Lesen dieser Bücher sicher einen Eindruck für Ultradistanzen bekommen habe … aber verstanden hat man deshalb noch nicht sehr viel.
Es ist ein gewaltiger Unterschied ob man Langstrecke oder Ultradistanzen fährt. Wo fängt Ultradistanz für mich an? Eigentlich ist es keine Distanz die bei mir die Grenze ausmacht sondern die Dauer. Sobald man auf dem Rad mindestens einmal die Müdigkeit überwinden muss fängt aus meiner Sicht Ultra an. Das wird einem bei einer 300 Km langen Radfahrt nicht passieren. Wenn man früh startet fährt man ggf. in die Nacht aber nicht über die Nacht. Ab 400 Km hab ich das Gefühl auf einer Ultradistanz unterwegs zu sein. Für schnelle Radfahrer wird das auch noch nicht zutreffen aber für mich.


Den 600 Km Brevet dieses Jahr würde ich allerdings auf jeden Fall in den Bereich Ultra verorten. Warum? Weil man 1. viel länger unterwegs ist, 2. weil die Intensität die man leisten muss sehr groß ist, 3. weil man viel mehr mit sich alleine ist und 4. es völlig ohne Unterstützung ist d.h. man viel neben dem Radfahren erledigen muss (keine Verpflegungsstellen, Gepäck muss man selber tragen…) Fichkona wird z.B. in Gruppen gefahren, dort kann man sich immer mal mit jemandem Unterhalten und man findet Verpflegungsstellen wo alles bereits beim eintreffen vorbereitet ist. Sicher finden sich bei Brevets auch ab und zu kleine Gruppen aber in der Summe ist man sehr viel alleine mit sich selbst.
Als ich noch “jugendlich” war habe ich mir immer gesagt. “Ultrasportler will ich nicht werden!!! ” Alle Ultrasportler die ich zu diesem Zeitpunkt kennengelernt habe waren, wie soll man es höflich sagen … etwas langsam im Kopf. Vielleicht ist an dieser Stelle die Frage was zuerst da war? Vielleicht sind solche Leute auch gut in Ultradistanzen, weil sie eben nicht so viel nachdenken. Vielleicht bin ich auch schon ein bisschen langsamer im Kopf geworden?
Naja aber warum mache ICH das Ganze eigentlich?
Wenn man auf dem Rad sitzt hat man auf einmal Zeit. Man muss keinen Terminplan erfüllen, keine Formulare ausfüllen, nicht aufräumen … eigentlich muss man gar nichts außer treten. Im Prinzip ist das “das den ganzen Tag auf dem Sofa herum sitzen” für Leute die die Beine nicht still halten können. Auch wenn das vielleicht für den ein oder anderen schwer zu glauben ist… Es ist schön unterwegs zu sein. Es soll ja Leute geben die solche Fahrten als etwas spirituelles erleben. Auf der Suche nach ihrem wahren “ICH”. Das kann ich jetzt nicht unbedingt bei mir bestätigen ( Jeder erlebt das vielleicht auch etwas anders). Ich werde durch so etwas nicht zu einem besserem Menschen. Man lernt viel über sich aber man wird kein anderer. Aber man lernt zu akzeptieren wer man ist. Die anderen Dinge wie Grenzen austesten ect. spielen sicher auch eine Rolle aber dort verweise ich auf die entsprechende Literatur. Am Ende geht es ja nur um Motivation. Warum will ich eine solche Distanz fahren und wie sehr will ich diese schaffen.
Neben dem Alltag ist es manchmal ganz schön schwierig solche Anstrengungen so nebenbei mit zu “erledigen”. Oft habe ich beruflich Stress und/oder muss auf Dienstreise. Eigentlich benötigt man eine Woche vorher, um alles ausreichend in seinem bisschen Freizeit vorzubereiten. Vor dem 600ter wurde mir von meinem Arbeitgeber mitgeteilt, dass ich am Dienstag danach auf Dienstreise müsse, weil unser Kunde das fordert.
Die meisten Leute verstehen nicht was “Ultra” bedeutet. Wie auch? Nach einem solchem Event bin ich 1 Woche ziemlich kaputt. Der Körper hat einfach damit zu tun sich zu erholen. So eine Dienstreise nimmt einem schon im Vorfeld viel Kraft, weil man weiß wie hart die kommende Woche werden wird. Bis Donnerstag hatte ich auch etwas “Angst” vor der Ganzen Aktion. Diese wandelte sich am Donnerstag abend auf einmal in Vorfreude als mir klar geworden ist, dass ich solange ich auf dem Rad sitze keine Gedanken an irgendwelche berufliche Dinge verschwenden brauche.
Freitag habe ich versucht viel zu schlafen, was mir eigentlich ziemlich gut geglückt ist. Am morgen hatte ich die letzten Vorbereitungen auf den Brevet getroffen und bin gegen 16 Uhr Richtung Bennewitz aufgebrochen.
Kurz nach 17 Uhr bin ich in Bennewitz angekommen und habe mein Rad und mich vorbereitet. Die meisten Leute denken, dass beim Langstreckenradfahren das größte Problem der Sitzbereich ist. Das ist er nicht!!! Zumindest nicht bei mir. Es ist eine Problemstelle, die man aber mit Sitzcreme ganz gut in den Griff bekommen kann. (vorausgesetzt Sattel und Sattelstellung sind korrekt gewählt)
Ich hatte meine Startkarte abgeholt und versucht Tobias über einen Nachrichtendienst zu erreichen. Keine Antwort… Also wartet ich mit dem Einschreiben in die Startgruppe. Tobias war dann irgendwann plötzlich da und hatte sich bereits eingeschrieben in Startgruppe 1 mit dem Hinweis er wisse nicht ob noch Plätze frei wären. Es waren noch 2 Plätze frei. Glück gehabt.
Etwas nach 18:30 ging es nach der Kontrolle der Warnwesten und der Lichtanlagen durch Olaf richtig los.
Wir rollten los und es bildete sich eine für mich zügige zweite Gruppe. Dieser Sport zieht unterschiedlichste Persönlichkeiten an. Fahrradhipster (Ist das eigentlich eine Beleidigung?) mit Schnauzern und sehr sehr teueren Pinken Trikots (der gut informierte Radfahrer kennt die Marke sicherlich) und der besten Technik die es vermutlich am Markt gibt, ältere (und durchaus sehr schnelle) Herren die wahrscheinlich schon Jahrzehnte Brevets fahren, zunehmend auch Frauen (die wider vieler Vermutungen nicht langsamer sind als die Herren), Puristen mit klassischen Randonneuren, … So unterschiedlich die Fahrercharaktere so unterschiedlich auch die Fahrstile. Die Hipster fahren für mein Gefühl viel zu schnell los. Aber Tobias und ich bleiben aus okonomischen Gründen in der Gruppe. Über eine Kopfsteinpflasterpassage müssen einige Fahrer aus der Gruppe etwas abreisen lassen. Ich hatte nicht versucht auf Krampf an der Gruppe zu bleiben und hab mich auf der langen Kopfsteinpflasterpassage wieder an die Gruppe herangefahren. Dann stehen am Rand 3 Radfahrer unter ihnen der PBP Sieger von 2015 eine junge, sehr schnelle Frau und ein mir unbekannter jüngerer Radfahrer der sich bei einem Sturz den Mantel aufgerissen hat. Die Gruppe hält an um zu erfragen ob alles OK ist. Dadurch können alle anderen Fahrer auch wieder aufschließen. Ein Fahrer aus unserer Gruppe kann am Ende dem jungen Fahrer mit einem Mantel aushelfen.
Von da sind es noch 10 Km bis zu einer Tankstelle. Laut Olaf die letzte gute Gelegenheit noch etwas zu essen und zu trinken zu bekommen. Nach etwas Pause und Aktivierung der Beleuchtungen fährt unsere Gruppe weiter. Ich rufe Tobias zu das es wieder los geht. Tobias ist damit beschäftigt sich für die Nacht mit Ablenkung (Podcasts) auszustatten und hört mich nicht. Ich fahre an die Gruppe ran erkenne aber, dass Tobias es nicht so schnell schaffen wird auf die Gruppe aufzuschließen. Also bin ich wieder zurück in Richtung Tankstelle gefahren. Wir fahren nun alleine weiter. Ab und zu können wir die Rücklichter der Gruppe sehen und Tobias forciert das Tempo um wieder aufzuschließen. Zu schnell für mich. Tobias schließt zur Gruppe auf und fragt ob diese auf mich warten würden. Diese Bitte wird abgeschlagen. Was völlig legitim ist. Tobias lässt sich zurück fallen und wir fahren zusammen weiter. Da Tobias sich eh mit Podcasts abgeschottet hat hab ich irgendwann in der Nacht auch meinen MP3 Player ausgepackt und versucht Podcasts anzuhören. Die Kopfhörer haben einen Bügel der das herausfallen verhindern soll aber irgendwie bleiben die InEar Kopfhörer nicht im Ohr. Wir befinden uns inzwischen im immer welliger werdendem Harz. Ich muss öfters mal die Hand anlegen, um die Kopfhörer nachzuschieben und in einer Abfahrt habe ich deshalb nur eine Hand am Lenker und aus irgendeinem Grund verreist es mir das Vorderrad und mich haut es mit einiger Wucht auf die Seite. Verdammt. Der erste Gedanke: “Scheisse das wars”. Ich war mir sicher mich so schwer verletzt zu haben, dass es nicht weiter gehen kann. Ich liege noch einen Moment auf der Straße. Tobias kommt zurück und hat auch schon die schlimmsten Befürchtungen. Nach dem ersten Schreck stehe ich auf. Bewege alle Gliedmaßen. OK nichts gebrochen nur paar Schürfwunden und Prellungen. Na gut dann wird das Fahrrad so kaputt sein, dass es nicht weiter gehen kann. Ich drehe die Räder. Schaue alles an. Nichts weiter kaputt. Am Schalthebel sind ganz schön paar Schrammen und das Lenkerband hat etwas abgekommen. Der Rest ist soweit ich es erkennen kann Ok. Irgendwie hab ich bei sowas immer Glück im Unglück. Andere Leute brechen sich bei so etwas das Schlüsselbein oder den Elbbogen. Meinen Schutzengel strapaziere ich in letzter Zeit irgendwie ziemlich oft. Ab jetzt ohne Kopfhörer und die Hände bleiben am Lenker.
Ok wir fahren weiter. Nach einiger Zeit schlägt bei mir die Müdigkeit extrem zu. Ich versuche mit allen Mitteln munter zu bleiben. Mir gelingt es nicht. Mein Kreislauf gibt mir zu verstehen, dass er jetzt gewohnt ist nichts zu tun und fährt sich runter. Die Anstiege sind für mich absolut anstrengend. Ich überlege ob das etwas mit dem Sturz zu tun hat. Wieso werde ich schon in der ersten Nacht schon so extrem müde. Ich muss irgendwann vom Rad. Als ich eine Sparkasse erblicke steige ich ab und setze mich auf den Boden in der Sparkasse. Tobias reagiert etwas mit Unverständnis. Nach 15 Minuten Ruhe fahren wir weiter. Die Sekundenschlafneigung ist erstmal weg. Ich quäle mich auf den Brocken. Mein Kreislauf spielt immer noch nicht mit und in den Abfahrten fällt es mir extrem schwer die Augen auf zu halten. Tobias fährt in den Anstiegen sein Tempo. In Schierke verliere ich die Spur von Tobias und muss auf meinen GPS Gerät den Weg suchen. Der Track ist hier gerade etwas ungenau. Ich finde aber dann den Weg. Es geht ca. 7 Km bis auf den Gifpel. Oben ist, wie soll es auch anders sein, Nebel. Eine nette Joggerin macht ein Foto von mir mit dem Gipfel und unterhält sich etwas mit mir über die Aktion. Wir fahren zum Stempel als Nachweis, dass wir auf dem Gipfel waren und fahren wieder nach Schierke. Wir rollen den Berg hinunter es wird kalt und ich hab mit Sekundenschlaf zu kämpfen. Ich fahr extreme Schlängellinien. In Schierke erkenne ich einen Bäcker. STOPP… Der macht aber erst um 7 Uhr auf. Es ist aber erst kurz nach halb 6. Die Bäckerfrau räumt allerdings schon die Regale ein und bäckt die Brötchen für die Kunden auf. Tobias geht an die Tür und die Frau öffnet uns. Wir können einen Kaffee und was zu essen bekommen nur kein “Frühstück”. Wir nehmen dankend an.
Wir verbringen dort sicherlich 30 min. Füllen die Trinkflaschen auf und wärmen uns etwas auf. Danach geht es weiter bis Hasselfelde zu viert. Mir fällt es immer noch schwer richtig munter zu werden. Ich unterhalte mich mit einem Mitfahrer über Beleuchtung und Räder. Dadurch verschwindet die Müdigkeit zunehmend. In Hasselfelde halten wir nochmal an einer Tankstelle an um noch einen Kaffee zu trinken und etwas zu essen.
Danach fahren wir ein gutes Stück noch zu dritt. Ich bin wieder munter und es läuft wieder gut. Tobias ist durch seine körperlichen Voraussetzungen natürlich trotzdem immer schneller an den Anstiegen. Aber am Kyffhäuser kann ich trotzdem ganz gut mithalten und wir kommen trotz Gegenwind gut voran. Zwischenzeitlich treffen wir immer mal wieder eine Junge Frau die den Brevet offensichtlich alleine erkämpfen will.
Bis nach Bad Sulza fahren wir eigentlich ohne große Pausen durch. Dort holen wir uns in einem Pub/ Eiscafe einen Stempel (freie Kontrolle) und fahren zu einem Supermarkt um unserere Wasserreserven aufzufüllen. Nun ging es durch Thüringen. In Stadtroda holen wir uns in einem Imbis jeder einen Teller Nudeln. Wir fahren weiter und fahren den Track unserer GPS Geräte nach. Uns überholt ein Polizist und hält vor uns an. Naklar … Kelle raus… Anhalten. Wir wären nebeneinander gefahren und hätten die Verkehr blockiert??? Was aber noch viel Schlimmer war aus der Sicht des Polizisten es gibt einen Radweg… 100 m neben der Straße den müssten wir fahren. Ahja… Ich denke dazu nur…
Ich habe 2 Radfahrer ordnungsgemäß mit angezeigtem Spurwechsel überholt. Nebeneinander bin ich zu dem Zeitpunkt mit Tobias nicht gefahren.
Wenn ich auf der Straße nicht fahren darf wieso ist dort keine Sperrscheibe für Radfahrer? Das ein Radweg irgendwo parallel geht ist kein Fahrverbot für diese Parallelstraße!!! Zurück zum Verkehrsunterricht Herr Polizist. Ich diskutiere jedoch nicht mit dem Polizist. Ich teile dem Polizist nur mit, dass wir nicht von hier sind und nicht wissen können das irgendwo parallel ein Radweg lang geht. Währenddessen kommen die beiden überholten Radfahrer an die das gleiche Sagen. Also wird der Radweg vielleicht auch nicht sonderlich gut ausgeschildert sein?
Wenn sich unserer “Ordnungshüter” über fehlende Anerkennung aus der Bevölkerung wundern, könnte es doch vielleicht an solchen Polizisten liegen??? Nur mal ein Hinweis eines doch meistens verkehrstreuen Radfahrers. Ich rege mich bei Tobias noch etwa auf, der dadurch genervt ist. Trotzdem brauche ich noch eine Weile, um wieder ganz runter zu kommen. Schon weil der “Radweg” alle 500 m aufhört um nach weiteren 500 m wieder anzufangen. Wir fahren aber trotzdem, um der Drohung des Ordnungsstrafe zu entgehen. Es ist ja naheliegend, dass der Polizist 2 Km weiter auf uns wartet. Ein echter Freund und Helfer. Das tut er allerdings nicht. Er hat bestimmt gleich Feierabend.
An Jena vorbei und Richtung Hermsdorf ging es weiter durch Neustadt an der Orla. In Bad Lobstein kommen wir erst nach 20 Uhr an, weil wir einen kleinen Regenschauer für einen Pause in einem Bushäuschen nutzen. Trotzdem werden wir etwas naß und dreckig da die Straße noch nicht abgetrocknet ist. Bis Berg in Bayern (nahe Hof) geht es nur steil bergan und berghinunter. Tobias fährt immer sein Tempo die Berge hoch und wartet dann in regelmäßigen Abständen. Die Strecke zehrt ganz schön an den Kräften auch moralisch. Man erreicht den höchsten Punkt und sieht, dass man jetzt 1 Km runter fahren darf, um dann einen ähnlichen Anstieg wieder hochzufahren. In Berg angekommen fahren wir direkt ohne zu zögern in eine Pizzaria. Dort wird vor der Nacht nochmal richtig was gegessen. Ich esse eine 4-Käse Pizza und Tobias eine Champion Pizza. Dazu je ein alkoholfreies Hefeweizen. Als der Wirt fragt ob wir noch einen Schnaps haben wollen lehnen wir ab und sagen, dass wir noch weiter Rad fahren müssen.
In der Tankstelle in Berg holen wir uns nur einen Stempel und einen Kaffee. Wir treffen die 3 Hipster vom Vortag die nicht viel früher als wir in Berg angekommen sind. Wir fahren weiter und in die Nacht. Die Strecke wird nun erheblich einfacher. Tobias hat jetzt in den Abfahrten Konzentrationsprobleme was mich etwas wundert, weil ich mich recht gut fühle. Wir schauen auf dem Handy nach einer Sparkasse und sehen, dass diese noch mindestens 12 Km entfernt ist. Deshalb machen wir ein kleines Augenzupäuschen auf einer Bank. Dabei überholen uns die 3 Brevetfahrer aus der Tanke. Kurz darauf fängt es an zu nieseln. Dadurch wird es zusätzlich auch etwas kühler und wir entscheiden weiter zu fahren. Die 3 die uns gerade überholt hatten haben sich ein paar Km weiter in eine Bushaltestelle gelegt und wir fahren wieder an ihnen vorbei. Jetzt ist unser Ziel die Sparkasse die wir zuvor ausgesucht haben. Dort angekommen müssen wir feststellen, dass die Türen zugeschlossen sind und wir nicht im Warmen ein kleines Nickerchen halten können. Also legen wir uns auf den Parkplatz davor. Dabei sind wir beide zumindest jeweils kurz eingeschlafen. Wenn man körperlich so geschafft ist kann man überall schlafen. In dem Dorf ist es zum Glück auch nicht so kalt. Reichlich eine halbe Stunde verweilen wir dort bevor wir uns auf den Weg nach Meerane machen.
Nun rollt es richtig gut und wir überholen sogar wieder mal einen Randonneur. In Meerane holen wir uns jeder den Stempel und eine Cola. Kurzer Smalltalk mit dem vorher Überholten. Jetzt sind es nur noch 40 Km. Das müsste man in 2 h schaffen. Die Strecke ist etwas wellig aber nicht zu schwer. Steile Wand hoch. Ich beschwere mich aus Spaß bei Tobias, dass man die Steile Wand von Meerane auf dem Pflaster fahren muss sonst zählt es nicht. 25 Km vor Frohburg rufe ich meine Mutter an ob sie und mein Bruder uns in Frohburg abholen können. Das habe ich vorsichtig bereits mal am Vorabend erfragt. Wir kommen in Frohburg an und Tobias´es Track leitet uns komischer Weise anders als meiner. Wir fahren seinen und treffen einen der 3 Bekannten der auch die Tankstelle sucht. Mein GPS Gerät kann auch nach POIs suchen also nächste Tankstelle in 600 m. Eine Totaltankstelle wie auf der Startkarte gefordert. Wir sind kurz vor 6 Uhr am Ziel. Kurze Gratulation mit Tobias. Ich hole mir noch einen Kaffee. Noch bevor ich die Tasse halb getrunken habe steht der rote Sharan vor der Tür und wir können und nach Bennewitz fahren lassen.
Wir hätten die 40 Km bis Bennewitz nun auch noch fahren können aber den Abholdienst hatte ich bestellt, damit ich nicht noch 3 h in Bennewitz auf einer Matratze schaffen muss bevor ich heimfahren kann. So konnte ich zuhause in meinem Bett von 8-13 Uhr den ersten Teil meines Schlafdefizits beseitigen.
Als nun mein Körper in den Ruhezustand ging merkte ich auch so langsam was mir alles weh tut. Meine Fußsohlen brannten beim gehen, meine Sturzverletzungen brennen leicht und meine Hände sind motorisch noch etwas ungeschickt. Nun fing mein Körper auch wieder an gegen Pollen zu kämpfen. Auf die Idee ist er während der 600 Km auf dem Rad nicht gekommen.
Trotzdem bin ich erstaunt wie gut es mir trotzdem in Summe geht. Nun einen Tag später merke ich schon noch eine leichte Schwere bei allem aber nicht zu schlimm.
Ein Randonneur hat mal so in den Raum geworfen der Olaf wüsste halt was wir brauchen. Das ist vermutlich auch die Quintessenz dieses Brevets. Wer so einen schweren Brevet finisht kann auch Paris-Brest-Paris fahren.
Die Qualifikation ist damit abgeschlossen und wir dürfen in Paris tatsächlich an den Start gehen. Letztes Jahr habe ich mit Tobias den Entschluss gefasst es “zu versuchen”. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nicht gedacht, dass das alles so schwer wird aber es war möglich. Der 200 und 300 ter Brevet sind nicht so sehr das Problem. Der 200ter hätte vielleicht etwas wärmer sein können. Die wurden nur sehr schnell gefahren. Das kann man sich auch leichter machen. Der 400ter war einfach nur naß und der 600ter nun von der Strecke her echt schwer. Dafür hatten wir jetzt allerdings echt Glück mit dem Wetter. Es war nicht zu warm, nicht zu kalt und kaum Regen.
Ich freue mich jetzt auf die Erlebnisse die wir in Frankreich sammeln dürfen. Ich werde dort versuchen dieses Event zu genießen und die Stimmung bei PBP mitzunehmen.
Der Bericht ist diesmal sehr lang geworden aber in 36 h auf dem Rad passiert auch viel.
Bon Courage et bonne Route allen PBP Fahrern wir sehen uns in Paris (Rambouillet)

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Berichte, Wettkämpfe von Michael Gasch. Permanenter Link des Eintrags.

Über Michael Gasch

Ich bin an einem Maitag imJahre 1984 geboren und habe seitdem laufen, lesen, schreiben, rechnen, ... und unter anderem auch radfahren gelernt. Das macht mir in allen seinen Ausführungen Spaß. Ob auf Rennrad, Mountainbike oder Randonneur ist dabei egal hauptsache der Vortrieb stimmt. Ansonsten halte ich mich für nen netten Typ und habe immer zu wenig Zeit aber wem geht das nicht so.