Ötztal Radmarathon

43. Ötztalradmarathon
es ist der 2. Januar 19:19 Uhr …
Mario schickt eine Nachricht in der Bergpiraten Gruppe mit einer Information, dass vom 01.01.-31.01.2024 die Anmeldung vom Ötztaler Radmarathon für die Startplatzverlosung stattfindet.
Darunter: “Soll ich die Anmeldegebühr normal verschwenden?
Ich kann mich jetzt nicht erinnern, dass ich jetzt konkret auf diese Frage geantwortet hätte. Irgendwann kam nur noch die Frage nach den Daten und irgendwie hab ich da einfach mein Geburtsdatum und meine Kontaktdaten in die Gruppe geschrieben.
Was soll schon passieren. Einen Startplatz bekommt man ja eh nicht… Da waren wir uns alle sehr sicher.

12.Februar 14:33 Uhr Mario schreibt: “Hab ihr auch eine Zusage?”
Ich kopiere den Wortlaut aus der Email in den Nachrichtenzeile: “Ötztaler Radmarathon 2024 ‘Hakensymbol’ Du bist mit am Start!”, ‘Senden’.
Mario: ‘”Partysmile’ Dann wurden wir als Gruppe gezogen ‘Sonnenbrillensmile'”
Ich: “Oje das war nicht geplant ‘HeultvorLachenSmile'”

Kann ja keiner ahnen, dass die uns bei 20000 Vormeldungen tatsächlich ziehen. Startplätze insgesamt gibt es nur 4400 und davon wird ja nur ein Anteil ausgelost.
Ich hatte mich schon für zwei ‘kurze’ Ultraläufe und einen Marathon im Frühjahr angemeldet. Damit war klar, dass ich erstmal einigermaßen Laufkilometer bis Mai absolvieren muss.
Trotzdem hab ich mich dann auch mit für den Ötztal Radmarathon angemeldet. Beim Bezahlungsvorgang wurde die Zahl für den Geldbetrag den man von uns verlangt hat Stück für Stück größer. Aber die Chance auf einen Startplatz bekommt man so schnell nicht wieder.
Wie erwartet war die Form nicht so gut wie man es sich vor dem Ötztaler wünscht. Aber ich konnte die letzten Wochen davor noch etwas Selbstvertrauen erarbeiten, dass es einigermaßen möglich ist die Strecke zu schaffen.
Das Bergpiraten Team war damit irgendwie geteilt. Jörg ist das RATA gefahren und hat dementsprechend ordentlich trainiert, Mario hat sich dieses Jahr auch extrem gut vorbereitet. Damit will man natürlich mehr als nur finishen.
Steffen und ich hätten uns im Vorfeld sicher eine bessere Vorbereitung gewünscht und haben einfach nur das Ziel vor Augen gehabt. Unser Gegner ist damit der Besenwagen.
Nach Sölden sind Mario sowie Steffen und ich am Donnerstag angereist. Jörg hat bereits Urlaub in der Region gemacht und konnte sich schon etwas an die Höhe akklimatisieren.
Am Freitag haben wir dann die Startunterlagen abgeholt und sind noch eine “straffere Runde” um das Timmelsjoch gefahren. Samstag bin ich mit Jörg nochmal eine kleine Vorbelastung von einer Stunde gefahren. Das Event ist auf jeden Fall von vorn bis hinten komplett perfekt organisiert. Da klemmt es nirgends. Auf der Radmesse kann man noch allerlei auch zum Teil günstige Erwerbungen tätigen.
Sonntag mussten wir 4:45 aus dem Bett. Etwas essen, Zähne putzen, fertig machen. Am Ende stehen wir so gegen 5:45 in der Startgruppe. Da ist die Hälfte der Starter aber schon da.
Seit Langem bin ich mal wieder bei einem Event am Start ordentlich aufgeregt. So weit hinten bekommt man nichts von der Vorstartshow mit. Die Zeit vergeht trotzdem recht schnell.
6:30 gehts dann los und das Fahrerfeld beginnt sich langsam in Bewegung zu setzen. Dort irgendjemanden im Auge zu behalten ist recht schwierig und ich konzentriere mich darauf zügig bis nach Ötz zu kommen.
Der Kühtai muss 9 Uhr passiert sein. Dort sind es bereits 49 Km. Mit der Startverzögerung darf man dort nicht unter einen 20er Schnitt fallen, trotz des ersten absolvierten Passes und der Startgruppe durch die man auch einige Zeit verliert. Das macht mir im Vorfeld etwas sorgen. Am Ende bin ich nach 39 min in Ötz. Von der Startlinie bis zum Anstieg ist das über ein 50er Schnitt.
Das beruhigt meine Nerven etwas. Ich versuche mich auf mich zu konzentrieren und fahre mit meinem kleinsten Gang 36 zu 32 im Teilnehmerfeld immer bergan. Mich überholen viele Leute. Ich beruhige mich: “das sind alles Leute die werde ich spätestens an der Auffahrt zum Timmelsjoch wiedersehen”.
Irgendwann überholt mich Jörg dort bin ich allerdings schon auf der zweiten Hälfte des Anstiegs. 20 min vor dem Zeitlimit erreiche ich die Raststation. Ich fülle meine Flaschen und nehme mir ein paar Gels mit. Auf dem Weg zum Fahrrad stopfe ich mich noch schnell einen Riegel in den Mund den ich noch 10 min auf dem Fahrrad kauen muss.
Dann gehts in die Abfahrt. Jörg war nicht mal eine Minute vor mir auf dem Berg Mario hat fast 3 min Rückstand zu dem Zeitpunkt. Ich bin schnell wieder auf dem Rad und rolle mir wieder einen kleinen Vorsprung heraus. Vor der Auffahrt zum Brenner habe ich circa 6 min Vorsprung auf beide.
Der Brenner sollte nach Anweisung von Jörg in einer Gruppe mit Puls 130 gefahren werden. Ganz locker drüber mit einem 30er Schnitt. Allerdings habe ich auf der Strecke gerade ein richtiges Tief. Die Gruppen fahren unrhytmisch, was mich noch mehr zermürbt.
Nach einer Weile ignoriere ich die Gruppen und fahre mein Tempo. Irgendwann kommt Mario von hinten und ich bringe die Bemerkung er wäre doch recht spät dran. Mario antwortet zur belustigung eines Fahrers neben uns: “Ich hab noch Bilder gemacht.” Auf dem Brenner bin ich mir sicher ich mach jetzt erstmal 15 min Pause. Ich treffe Jörg der auch kurz nach mir an der Raststation angekommen ist. Ich fülle meine Flaschen esse etwas, treffe bekannte Gesichter, geh kurz auf Toilette und denke dann naja was willst jetzt hier noch. Nach 10 min hat man trotzdem schon einiges an Platzierungen verloren.
Jetzt geht es eh den Berg runter da kannst du auch langsam auf dem Rad weiter fahren. Dann gehts nach Sterzing und in den Anstieg zum Jaufenpass. Ich bin immernoch recht angeschlagen und versuche mich gut zu ernähren und nicht zu überdrehen.
Anfangs überholen mich noch viele je höher ich komme desto mehr dreht sich der Spieß um. Nach circa 2/3 des Anstiegs kommt Manja und Steffen von Fit4Bike auf mich aufgefahren und ich orientiere mich bis zur Verpflegung etwas an ihnen. Mir gehts je weiter wir hoch kommen immer besser.
Die fallenden Temperaturen helfen mir wieder mehr meine Leistung zu bringen. Ich mach nur relativ kurz Pause und fahre weiter. Es geht noch kurz bis zum Pass hoch. Dann gehts in die Abfahrt.
Dort heisst es reinhalten. Ich fahre an extrem vielen Fahrern vorbei und mir macht die Abfahrt einen Heiden Spaß.
Die Abfahrt ist lang und man muss sich konzentrieren. Aber ich mache viele Plätze im Fahrerfeld gut. In St. Leonard merkt man sofort die drückende Hitze. Dann geht es in den Anstieg zum Timmelsjoch. Dieser ist 2 geteilt. Die erste Hälfte ist extrem heiß und ich versuche mich kontrolliert im kleinsten Gang nach oben zu arbeiten. Während des Anstiegs hole ich mir eine kleine Dusche ab und zum Glück ziehen nach einer Weile Wolken auf. Die zumindest den direkten Sonnenhitzedruck reduzieren.
Zwischen den beiden Abschnitten kommt ein “Flachstück”. Dort ist auch die Verpflegung stationiert. Dort trinke ich nochmal ordentlich. Vor allem von der Flasche Red Bull und Cola verspreche ich mir einen belebenden Effekt.
Der Plan geht auf. Im zweiten Teil schraube ich mich immer höher in den Anstieg und es wird Stück für Stück kühler. Das kommt mir entgegen. Ich bin jetzt von dem vielen Koffein etwas aufgedreht und quatsche zwischenzeitlich viel mit den Fahrern. Mir geht jetzt richtig gut und ich hole immer mehr Radfahrer ein. Ich hab mir noch zwei Koffein Shots geholt die ich auf der Auffahrt auch noch trinke. Geschmacklich nicht so geil.
Ich komm an einem Fotospot vorbei.Ich feuere mich selber immer wieder an. Die fotografierende Frau meint das wäre noch nicht das Ziel und ich antworte nur: “Ich weiß ich freu mich aber jetzt ist es nicht mehr weit.” Nur noch 45 Km. Ich komme zu der Strecke die ich mit Jörg und Steffen am Freitag gefahren sind. Jetzt ist nicht mehr weit.
Ich erkenne einen Fahrer vor mir aus der Fit4Bike Gruppe. Ich grüsse ihn und wir reden kurz. Er hält kurz an um sich für kleine Radfahrer zu gehen. Vielleicht wollte er auch nur seine Ruhe vor mir. Ich bin noch extrem aufgedreht und drücke weiter.
Am Ende komme ich durch einen langen Tunnel. Ich weiss nun jetzt gehts nur noch fach bis zum Pass. Nach dem Pass ziehen Wolkenschwaden über die Straße. Allerdings regnet es nicht mehr. Die Straße ist noch naß und es windet.
Ich streife mir mühselig die Ärmlinge über und komme am Pass an. Ich hebe kurz die Faust und fahre weiter. Die paar Minuten kann man auch notfalls mal etwas frieren. Die Abfahrt ist noch naß und ich will nicht zu viel riskieren. Trotzdem bin ich schneller als die Teilnehmer um mich herum.
Die Abfahrt bis zum Schmuglerwürfel geht schnell und es ist schon wieder so warm, dass ich direkt im Gegenanstieg die Ärmlinge ausziehe. Dann gehts nochmal hoch zur Mautstation. Ich hole weiter Fahrer ein. Die Abfahrt bis nach Zwieselstein geht gut und ich hänge mich wenn es geht bei einem in den Windschatten der in den Abfahrten auch gut unterwegs ist.
Der kleine Gegenhang zwischen Zwieselstein und Sölden geht jetzt auch ohne Probleme. Jetzt gehts nur noch rein nach Sölden ich komm an vielen jubelnden Zuschauern vorbei und feiere mit ihnen. Ich hole dabei noch einige Fahrer ein und komme nach 10:36.40,1 ins Ziel.
Ich hebe wieder die Faust.
Ich bin super Zufrieden mit meiner Leistung, weil ich im Vorfeld eher Angst vor dem Besenwagen hatte.
Ich sehe viele Fahrer um mich herum die eine Rettungsdecke um haben weil sie frieren. Mir ist warm wie verrückt. Ich sehe Mario der gerade einmal 12 min vor mir ins Ziel gekommen ist. Bei seiner derzeitigen Form kann ich damit überaus zufrieden sein.
Jörg der in dem Terrain ja exterme Vorteile hat ist ca. 45 min schneller. Ich hätte im Vorfehld eher damit gerechnet, dass er 2h schneller ist.
Steffen kommt am Ende in knapp unter 12 h ins Ziel und ist ein kontrolliertes Rennen gefahren. Eigentlich hatte ich überlegt mir meine Übersetzung etwas einfacher zusammen zu stellen. Damit wäre es auch möglich gewesen lockerer die Berge hochzufahren.
Ich habe aber kein Gutes Gefühl gehabt das kurzfristig vor dem Start noch zu ändern. Das hat mich gezwungen das Rennen am Ende doch recht straff zu fahren.
Wir sind uns alle einig, dass der Ötztaler im Prinzip schon zu groß ist. Dort fahren doch recht viele “Idioten” mit. Es reicht wenn da einer von 100 dabei ist. Den merkt man aber im Fahrerfeld sofort. Meine Höchstgeschwindigkeit beim Rennen war 98,5 Km/h.
Das ist neuer Rekord. Dort darf halt echt nichts passieren. Wenn einem dann dort ein rücksichtsloser Fahrer zum Sturz bringt hat man echt nichts gekonnt. Das Thema Ötztaler ist für mich erstmal erledigt.
Schön war es trotzdem. In der Summe war das ein gelungener Männerausflug mit den Bergpiraten.
Danke an Mario der uns genötigt hat bei dem Event mitzumachen.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Berichte, Wettkämpfe von Michael Gasch. Permanenter Link des Eintrags.

Über Michael Gasch

Ich bin an einem Maitag imJahre 1984 geboren und habe seitdem laufen, lesen, schreiben, rechnen, ... und unter anderem auch radfahren gelernt. Das macht mir in allen seinen Ausführungen Spaß. Ob auf Rennrad, Mountainbike oder Randonneur ist dabei egal hauptsache der Vortrieb stimmt. Ansonsten halte ich mich für nen netten Typ und habe immer zu wenig Zeit aber wem geht das nicht so.