21.04.2018 Lüttich-Bastogne-Lüttlich

Nachdem das Bergpiratenteam letztes Jahr beim Paris-Roubaix Jedermann an den Start gegangen ist. Suchte Steffen nach einer neuen Herausforderung. Da wir von den 5 Mounumenten des Radsportes ja nun schon eines erledigt hatten, kommt man schnell darauf die anderen 4 vielleicht auch mal anzugehen.
Am 22.04.2018 fand dieses Jahr der Frühjahresklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttlich statt.
Am Tag vor dem Profirennen wird ein Jedermannrennen auf der gleichen Strecke ausgetragen. Irgendwie gab es bei den Bergpiraten allerdings nicht so viel Resonanz wie bei Paris-Roubaix. Also meldeten sich nur Steffen und ich (Micha) für dieses 274 Km lange mit 5200 HM schwere Monstrum.
Am 20.04.2018 ging es 6:30 in Limbach los. Die Fahrt nach Lüttich (Liege) war ohne größere Vorkommnisse und so waren wir schon 14:30 am Zielort.
An diesem Tag mussten wir unsere Startunterlagen abholen, in die Jugendherberge einchecken und nochmal ordentlich was essen.
Der Eindruck von Lüttich ist nicht der allerbeste und die Stadt hat sicherlich schon bessere Zeiten erlebt. Die Straßen und Häuser sind alle irgendwie grau über grau. Selbst Sonnenschein kann dieser Stadt keine übermäßig schöne Stimmung einhauchen.
Am Morgen des 21.04. standen wir unheimlich früh auf, um pünklich 6:30 an den Start gehen zu können. Morgenhygiene, Radklamotten an, Kaffee trinken und Müsli reinschaufen waren bis 6 Uhr abzuschließen.
Pünktlich kamen wir an den Start und 6:37 gings endlich richtig los. Durch Lüttlich wurde das Teilnehmerfeld von etlichen Ampelkreuzungen in kleinere Gruppen geteilt. Nach ein paar Km kamen auf einmal einige Fahrer zurück und nach kurzer Irritation wurde klar, dass die erste Gruppe einen Abzweig falsch genommen hat denen alle gefolgt waren und wir eine Ehrenrunde von 2 Km durch Lüttich gedreht haben.
Das Zeitlimit ist mit 13,5h nun nicht gerade sehr üppig und solche Probleme gleich nach dem Start lassen einen schon etwas zweifen, falls solche Probleme öfters auftreten, ob diese Aktion überhaupt machbar ist.
Bis Bastogne lief es dann allerdings recht gut. Auch wenn im Streckenplan keinerlei Berge verzeichnet waren, kann man nicht davon reden, dass es auf dem Abschnitt flach war. In Bastogne hielten wir bei der 2. Verpflegungsstelle zum ersten Mal an.
Wir füllten unsere Trinkflaschen und aßen etwas. Nach den ganzen Jahren im Ausdauersport kommt es allerdings auch vor, dass man trotzdem noch ernähungstechnisch Fehler macht. Ich aß 5-6 Energieriegel, denn man muss ja darauf achten, dass man kein Energiedefizit auf so einer langen Strecke erleidet.
Nach der Pause ging es um einen Kreisverkehr auf deren Innenkreis eine Homage an das Radrennen verewigt ist.
Kurz darauf kam der erste ausgezeichnete Berg. Mit 20% ein schwerer Knochen und mein Magen hat nun für die Verdauung der Energieriegel alle Energie reserviert, die ich gern zum Berg hoch fahren eingesetzt hätte.
Ab diesem Punkt musste ich etwas langsamer machen. Der Berg hat mir dermaßen die Kraft aus den Beinen gezogen, dass sich jetzt das Kräfteverhältnis zwischen Steffen und mir umgedreht hatte. Steffen ging es auf den ersten 100 Km nicht so locker von den Beinen und nun musste ich auf einmal kämpfen, um irgendwie im Windschatten mitfahren zu können.


Ich endschied auf feste Nahrung erstmal zu verzichten und nur ein paar Gels für den Energiehaushalt nachzudrücken. Die steilen Anstiege musste ich allerdings trotzdem noch lange für meinen ernähungstechnischen Fauxpas bezahlen.
Stück für Stück ging es mir wieder etwas besser. Nach 200 Km kann man nicht erwarten, dass man sich an irgend einem Punkt danach nochmal fühlt wie beim Start aber immerhin kamen wir gut voran. Die Strecke zurück nach Lüttich gestaltete sich wie vorhergesehen also absolut schwere Rückfahrt aber mit Blick auf die Zeit konnten wir gut abschätzen, dass wir das Zeitlimit ohne Probleme schaffen werden. Unsere Pausen auf der Ganzen Strecke haben wir sehr kurz gehalten, mit um die 5 min pro Verpflegungspunkt konnten wir immer wieder schnelle Gruppen während deren Pause überholen.
Zum Ende hin ging es mir wieder so gut, dass ich mit Steffen die Anstiege wieder einigermaßen mithalten konnte.

Durch Lüttich selber drehten wir noch ein riesiges Ringel, um beim Ziel der Profis am nächsten Tag vorbeizukommen.
Der letzte Anstieg war das Finale der Profis und wir kämpften uns auch dort noch hoch. Danach mussten wir nochmal 8 Km durch die Stadt bis zur Messe fahren, wo das Rennen gestartet wurde. Irgendwie waren wir dann von der Zieleinfahrt etwas überrascht als wir irgendwie über eine Kreuzung fuhren und auf einmal da waren.


Das Rennen selber ist irgendwie sehr speziell. Man darf nicht erwarten, dass man wie bei Paris-Roubaix vom Publikum angefeuert wird oder, dass man durch romantische kleine Dörfer fährt. Viele Dörfer und Städte in Belgien in dieser Region der Ardennen sind nicht so schön anzuschauen. Die Straßen sind auf großen Teilen der Strecke sehr schlecht. Die Belgier selber scheinen auch nicht sonderlich vom Jedermannrennen begeistert zu sein. Viele Autofahrer schienen genervt und wir mussten uns sogar von einer Fußgängerin wüst beschimpfen lassen, obwohl dazu durchaus kein Grund bestand. Die Ecke Belgiens ist insgesamt sehr eigen.
Das Ganze macht aber auch dieses Radrennen aus. Zusammenfassen kann man das Rennen als dreckiger, schwerer und hässlicher Frühjahresklassiker. Wir hatten mit dem Wetter noch Glück und trotzdem “La Doyenne” (die Älteste) muss man wollen. La Doyenne will einen nicht. Wer die 5 Monumente des Radsports allerdings irgendwann mal gemacht haben will, muss eben auch Lüttich-Bastogne-Lüttlich fahren.
Am 22. schauten wir uns noch etwas Lüttich an. Frühs besuchten wir den Vorstadt des Profirennens, verpassten dann allerdings den eigentlichen Start und entschieden uns das Finale in Ans (einem Ortsteil von Lüttich) anzuschauen.
Dort konnten wir nochmal das Radsportfair miterleben und wenigstens etwas Begeisterung für den Radsport der Belgier beobachten.
Am 23. ging es wieder heim. Wir kamen auch wieder gut nach Hause und waren gegen 15:30 Uhr in Limbach. Die folgenden Tage hatte ich mit dem Ausgleich meines Energiedefizits zu kämpfen. Mein minimales Gewicht in der Woche danach war 76,5 Kg was 3 Kg weniger ist als was ich für mich als normal erachte. Trotzdem ging es mir schon in der Woche wieder so gut, dass die Lust am Radfahren nicht vergangen ist.
Nächstes Jahr wird sicher der nächste Klassiker in Angriff genommen. Es fehlen noch 3…

Einen großen Dank an Mandy und Steffen es war mir wie immer eine große Freude…

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Allgemein, Berichte von Michael Gasch. Permanenter Link des Eintrags.

Über Michael Gasch

Ich bin an einem Maitag imJahre 1984 geboren und habe seitdem laufen, lesen, schreiben, rechnen, ... und unter anderem auch radfahren gelernt. Das macht mir in allen seinen Ausführungen Spaß. Ob auf Rennrad, Mountainbike oder Randonneur ist dabei egal hauptsache der Vortrieb stimmt. Ansonsten halte ich mich für nen netten Typ und habe immer zu wenig Zeit aber wem geht das nicht so.